Daniela Dill schickt uns die folgenden zwei kurzen Textproben:
Backpacker oder Nicht von dieser Welt
Du bist sexy. Du bist smart. Du bist open minded. Du bist der Held, der die Welt erobert. Du bist der Backpacker.
Mit einem World-around-one-way-Ticket ausgestattet, stürzt du dich ins Abenteuer. Durchkreuzt Wälder, besteigst Berge, beschwimmst Meere, jagst durch Felder nach dem höchsten Seinszustand und
singst am Lagerfeuer, Hand in Hand, ein Lied mit den Apachen. Ihr versteht euch zwar nicht, aber es ist die Herzlichkeit und das Lachen, das euch miteinander verbindet.
Du pumpst dich voll mit Sinnesreizen, reist im Rausch von Land zu Land, lehrst den Chicks das Beinespreizen, poppst dich durch von Strand zu Strand und klebst in dein Bikini-Heft die Bilder der
Gespielinnen.
Im Erlebnis-Sammelwahn klapperst du den Weltmarkt ab. Steigst auf die Kamelenbahn und reitest auf dem Wild-Pick-up durch die weite Kalahari bis nach Sambia zur Safari, wo du durch die Wildnis browst und ohne Pop-up Tiere schaust. [...]
Crimini
Jean-Jacques, Jean-Luc und Jean-Pierre, drei französische Alt-Detektive trafen sich zu Martini und Olive im Stammbistrot „Le Spionage“. Sie witzten und sie lachten, sie schwatzten und entfachten,
sie protzten und sie dachten den Spätsommer auf Crimini, einer Kleininsel vor Rimini, in Commissario Bruschettis Villa zu verbringen. Sie tranken und sie träumten, von Rankem wie Gebräuntem und
versäumten es nicht, am nächsten Morgen vor Tageslicht den Zug in Richtung Süden zu nehmen.
Nach einer Zehn-Stunden-Speisereise und zwei Verdächtigen im Orient-Espresso gleisten die drei Freundesgreise in Rimini am Bahnhof ein. Gian-Carlo, der Butler, nahm sie in Empfang und führte sie
aus zum Wellengang im Ruderboot nach Crimini, dem Niemandsland. Am Strand überfiel sie ein mulmiges Gefühl, ihre Euphorie geriet ins Stocken: Keine Locken die entzückten, keine Röcke die sich
bückten, nur die Rentner an den Stöcken, ihre Nacken voller Mücken. Erdrückend, diese Leere.
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